Sonntag, September 04, 2005

04.07.1998 - 09.07.1998



S
o wie der Tag beginnt, soll's wohl heiß werden. Ist es auch geworden. Am Anfang ging's gleich müde los, da der Schleusenmeister - ein Student - erst geholt werden mußte.

Nach der üblichen Schleusenpause von 12 bis 13 Uhr hatten wir bis 16.45 Uhr mit neun Schleusen ganze 17 km geschafft. Allerdings mit einer Zusatzpause von 14.00 bis 15.45 bei Raviens. Auf einem dortigen Supermarkt gab es eine sehr schöne neue Sorte von Gasflaschen. Passen leider ohne Umbauten nicht ins Boot.

Bei Heinz an Bord haben wir uns noch Deutschlands Fußballpleite zu Gemüte geführt.
Die Landschaft hier ist lieblich und reizvoll, stellenweise wie die Sächsische Schweiz, nur kleiner. Allerdings ist das Kanalwasser nicht Reinstwasser.

Das Schleusen klappt bis auf Ausnahmen gut. Begegnungen mit Sportbooten und Schiffahrt sind Mangelware. An der Schleuse Y 82, wo wir warten mußten, hatten wir einen kleinen Plausch mit einem älteren Ehepaar aus den Niederlanden. Sie haben sich schon vor 10 Jahren in einem Schleusenhäuschen niedergelassen, das sie ausbauen (renovieren) ließen und verleben hier bei Mutter Natur pur ihren Lebensabend. Alles geprägt von Ruhe und Zufriedenheit.

In altbekannter Weise geht's ab Kilometer 73 an der Schleuse Cry 87 los und nach der Mittagspause sind wir 13.55 in Montbard und machen Feierabend. Helga und Heinz machen hier ein paar Tage Rast. Sie wollen Bekannte hier treffen, die wir durch Zufall einen Tag später bei Pouillenay trafen.

Heute beginnt das eigentliche Schleusenkarussell. Mittags waren dann zehn Schleusen absolviert. Und wieder Schleusenpause. Nun hatten wir ständige Begleitung in Form einer netten kleinen Studentin. Sie sprach perfekt Französisch und wir perfekt Deutsch. Die Verständigung war prima. Bis 16.00 waren nochmal neun Schleusen weg und wir wegen der Hitze über 35°C fertig. Hatte abends Horst in Potsdam angerufen, man friert bei 17°C!

Da wir mit Begleitung durchgeschleust wurden, geht es mit unserer kleinen Maus von gestern bei Schleuse 45 los. Vorher mußte ich noch die letzte 3-kg-Gasflasche anschließen. Mit Geduld waren Mittag 16 Schleusen absolviert, eine Stunde Siesta angesagt.
Im Anschluß von 13.15 bis 17.40 nochmals 16 Schleusen zum üben! Bei Kilometer 137 bei Braux war nach 32 Schleusen in 8,75 h Fahrtzeit Schluß. Das war's dann aber noch lange nicht!
Wollte doch noch abends mir so eine nette Französin - wieso eigentlich nette? - noch 72 FF Liegegebühr am Kai abluchsen. 200 m weiter lagen wir dann vor der nächsten Schleuse bei Mutter Natur gratis!

Es ging lustig mit 13 Schleusen bis Mittag weiter und 13.45 hatten wir eine Tunneldurchfahrt vor uns.

Doch nun einmal ein Wort zum Schleusen. Man fährt, wenn die Schleuse offen und voll ist gemütlich rein, macht's Boot fest und schaut, daß man hoch kommt. Aber, keine Leiter in Sicht. Also bei der Einfahrt richtig mit dem Boot zielen, am Schleusentor, wo sich die Leiter befindet, mit dem Seil in der Hand hoch und das Boot in die richtige Lage bringen, am Poller belegen. Bugleine hochwerfen lassen und am nächsten Poller belegen. Offenes Einfahrtstor über ein Hebelgestänge schließen. Dabei einmal rum um die Schleuse. Dann Schütze und Schieber des zweiten Tores bedienen und man fährt mit dem Boot hoch oder runter. Danach Tor in Fahrtrichtung öffnen und rausfahren. Alles locker in zehn Minuten. Wer da Speck ansetzt, dem ist nicht zu helfen.
Wenn aber die Schleuse nicht offen ist, wird es nochmal so schön, denn die ganze Vorbereitungsarbeit hat man dann auch zu leisten, ehe man reinfahren kann. Also Boot vor Schleuse anbinden, hoch - Schleuse füllen oder leeren, runterrennen, Boot reinfahren, Leiter am Tor hochrennen, Boot festlegen, Tore schließen, Schützen öffne, Wasser rein oder raus, Tore öffnen, rausfahren. Endlich begriffen? Wenn nicht - 300 m weiter ist die nächste Schleuse zum Üben.
Also Wasserwandern mit einem Motorboot ist ja so schön, was ist dagegen Segeln auf dem Meer!

Also nun zur bevorstehenden Tunneldurchfahrt. Erst mal die üblichen Belehrungen vom Schleusenmeister, Rettungswesten umlegen, Scheinwerfer-Beleuchtung. Erst wollte ich 16.00 durchfahren, da es aber nichts zu kaufen gab, einigten wir uns auf 15.00. Dazu holt man sich beim Schleusenmeister die Bestätigung - kostenlos - die an der ersten Schleuse nach Durchfahrt abzugeben ist.

In den Tunnel mit voller Beleuchtung. Alles finster. Doch die Augen gewöhnen sich daran. Natürlich ist man vollkonzentriert, da der Tunnel nur 6 m breit ist. Aber hoch genug ist er und ich hätte den Mast nicht legen müssen. Nach 27 min. waren wir durch und hatten 3337 m Untertagefahrt beendet. Schnell noch acht Schleusen, nun in Selbstbedienung mit Anleitung und nach Schleuse Vandenesse gleich links rum war Schluß.

Ruhetag und Wanderung nach dem Château Châteauneuf. Alles ehrwürdig und alt. Bei der Wanderung durch den unbekannten, urweltartigen Wald kamen wir an einer Ruine vorbei, total verwachsen, aus Steinen gebaut, anscheinend schon mehr als 1000 Jahre alt. Es muß eine größere Ansiedlung gewesen sein. Alles furchteinflößend.